Samstag, 4. August 2007

Die Truthahn-Connection

Ich bin Euch noch die Geschichte schuldig, wie ich zu den zwei Truthähnen gekommen bin, die wir hier wie berichtet frittiert haben. Das war nämlich gar nicht so leicht:
Zuerst schien es leicht. Wie im Jahr zuvor habe ich bei der Frau auf dem Tostedter Markt bestellt, diesmal halt zwei statt nur einem Truthahn. Sie war so nett und wollte die Tiere sogar zu uns nach hause liefern, was mir sehr entgegen kam, denn eigentlich wollte ich sie zwei bis drei Tage vor dem Fest marinieren, was schwierig ist, wenn Mittwochs geschlachtet wird und erst Freitags der Markt ist. Also freute ich mich am Donnerstag vor dem Fest auf die Truthähne. Auf dem Weg zur Arbeit aber, also Donnerstag, kurz nach acht Uhr morgens, rief die Frau vom Markt an und sagte, es gäbe keine ganzen Truthähne, fragte ob ich denn auch mit Keulen und Brüsten zufrieden wäre. Von der Pute, natürlich. Ich hab nichts gegen Brüste, wollte ja aber ganze Truthähne frittieren -- nur, wo bekommt man so kurzfristig welche her? Meine Mitreisende, die liebe Bettina, die mich morgens oft mit zur Bahn nimmt, meinte, ich sollte bei Schreiber, dem EDEKA Markt in Sprötze anrufen. Wenn einer noch Truthähne liefern könne, dann der. Im Büro angekommen also rief ich beim Schlachter von Schreiber an, der mir all seine Mühe versprach, aber kurz darauf zurückrief um Mißerfolg zu melden. Meine Kollegen im Büro halfen mir beim Googlen nach Hamburger Truthahnschlachtereien, und ich rief meine Mutter an, ob sie nicht jemanden in der Gegend kenne, der Truthähne besorgen könnte. Sie rief den halben Landkreis an, inklusive ihren Freund und Rechtsanwalt, der einige Förster kennt: kein Erfolg. Nachdem sowohl Martti als auch Holger mir den Link zu einem Hamburger Fleischgroßhändler geschickt hatten (ich nenne den Namen hier mal nicht, aus später offensichtlichen Gründen), den ich eigentlich nicht kontaktieren wollte (wer weiß, was die mir verhökern), rief ich dann doch ganz verzweifelt dort an. Ich erreichte einen Herrn Ott (Name geändert, aus selbigen Gründen wie in der Klammer zuvor). Der war erst ziemlich abweisend, wer ich denn sei, wo ich denn arbeite, und ob ich denn wüsste, dass man einen bestimmten
Bereichtigungsschein brauche, um im Fleischgroßhandel einkaufen zu können. Ich erweichte sein Herz, und er sagte, das wäre halt illegal, wenn er mir was verkaufe. Ich sagte, das sei mir egal, er dann das gleiche und wir waren uns einig (das ist der Grund). Er schickte mich in die Warteschleife, rief irgendwen an, kam zurück nur um mich wieder in die Warteschleife zu schicken, bis er mich zurückholte und jemanden anrief, ohne mich in die Warteschleife zu schicken. Sie sprachen auf russisch oder polnisch, keine Ahnung, und ich fühlte mich immer unwohler. Zu guter letzt versprach Herr Ott, dass er mich gleich zurückrufe. Verwirrt ging ich dann doch mal meiner Arbeit nach und programmierte ein wenig vor mich hin. Herr Ott rief aber schnell zurück und versprach, dass ich am folgenden Tage morgens zwei Truthähne abholen dürfe.
Großartig, nur wie krieg ich die nach Hause? Ich ging also nach oben in die IT Abteilung, fragte nach dem schon länger bestellten Laptop. Der war schon da und wartete nur darauf, für das Home-Office eingerichtet zu werden -- also konnte ich am nächsten Tag mit Mamis Auto in die Stadt, Truthähne holen, nach hause, sie marinieren und den Rest des Tages den Rechner einrichten und per Skype mit den Kollegen über ProfileCard Zugriffe diskutieren. Nochmal in die Stadt rein hätte halt zwei weitere Stunden auf der Straße / Schiene bedeutet, und das fand ich fad.
Übrigens, Herr Ott sah ganz anders aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich dachte, das sei in verwirrter, komischer, vielleicht etwas windiger Typ, weil er mich so komisch abwimmeln wollte. Aber weit gefehlt, er ist ein sehr ordentlicher, stattlicher Mann von vielleicht 45 Jahren, der auch in der Finanzbehörde hätte arbeiten können. Sehr seriös!
Wahnsinn. Ich glaube, ich bin in den beiden Tagen um zwei Jahre gealtert, mindestens!

Nachtrag: am Montag nach der Feier rief mich Herr Ott noch einmal an und fragte, wie denn die Truthähne geschmeckt hätten. Nun sie waren fantastisch, und ich sagte es ihm (sie schmeckten gar nicht so, als hätten sie schon Wochen in einem Bahnwaggon aus Russland geschlummert, wie ich schon fast befürchtet hatte... sondern wirklich frischer als die vom Markt!). Er meinte, ich dürfe ihn im nächsten Jahr gerne wieder anrufen, was ich sicherlich tun werde! Auf die Frage allerdings, ob er mir auch einen ganzen Vogelstrauß liefern könne, ist er nur wieder verwirrt geworden und meinte, 80kg am Stück frittieren wäre vielleicht doch noch etwas schwieriger als nur einen Truthahn von 7kg... er mag Recht haben. Aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen?

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